»Frankfurts Bürgersinn hat den Grund zur Universität gelegt. / Der Wille und die Huld Seiner Majestät des Kaisers und Königs ruft sie ins Leben. Die Universität zu Frankfurt am Main wird auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs WILHELM II. und in Allerhöchst dessen Gegenwart am 18. Oktober 1914 feierlich eröffnet.« Der erste Rektor, der Physiker Richard Wachsmuth und der Vorsitzende des »Großen Rats«, Oberbürgermeister Franz Adickes, hatten die Einladungskarten schon drucken lassen, aber die feierliche Universitätseröffnung kurz vorher absagen müssen. Denn der Krieg beherrschte im Herbst 1914 den Alltag. Zeitgleich mit der Genehmigung der Satzung der Universität Frankfurt am 1. August 1914 hatte Wilhelm II. seiner Flotte und seinem Heer die Mobilmachung befohlen gehabt.
Aus dem »Großen Hauptquartier« in Charleville-Mézières telegrafierte Wilhelm zu Beginn des Wintersemesters 1914/15 fast erwartungsgemäß seine Absage für die Einweihungsfeier: »ich danke herzlich fuer die meldung, dass die dortige universitaet ihre arbeit jetzt beginnen wird gern haette ich am heutigen bedeutungsvollen gedenktage die hochherzige stiftung frankfurts und seiner opferwilligen buergerschaft persoenlich eingeweiht. die notwendig gewordene verteidigung des vaterlandes gegen ruchlose angriffe unserer feinde hat mir dringendere pflichten auferlegt.«
Bemerkenswert an dem Telegramm ist, dass der preußische König darin neben den Lehrern der »neuen Pflanzstätte deutscher Bildung und Wissenschaft« die Stifter und die »zu ihren Füßen sitzende deutsche Jugend« ausdrücklich hervorhebt. Damit benannte der preußische König die drei Säulen der Frankfurter Neugründung: Bürger, Professoren und Studenten. Alle drei Gruppen trügen die Universität, was im Vergleich mit bestehenden Hochschulen insofern etwas Einmaliges war, als die Frankfurter dank eigener Stiftungsgelder und Schenkungen keine finanzielle Hilfe von Preußen brauchten, um eine »universitas magistrorum et scholarium« einzurichten. Die Frankfurter Universität war finanziell nicht vom Staat abhängig und damit nicht nur die erste Stiftungsuniversität in Preußen, sondern auch im Reich, sozusagen eine »universitas magistrorum et scholarium et donatorium«.
Literaturhinweis: »1914« (Bögen des Universitätsarchivs Frankfurt III). Frankfurt 2013